Wo Blumen blühen

Doch die Ernsthaftigkeit der Botschaft übersteigt die Zartheit der Blumenmotive. Jedes Blütenblatt und jede Blüte trägt zu einer Erzählung bei, die eine tragische Realität enthüllt - die gewebten Fotos zeigen ertrunkene Flüchtlingskinder. Die Gegenüberstellung von Schönheit und Leid, die durch die sorgfältige Arbeit der Stumpwork erreicht wird, ist ein kraftvoller Kommentar zum Zustand der Menschheit.

Die Stumpwork-Technik mit ihrer erhabenen und skulpturalen Qualität verleiht den in den gewebten Fotos festgehaltenen Szenen eine greifbare Tiefe. Die Technik, bei der Polsterung und verschiedene Nähmethoden zum Einsatz kommen, schafft eine taktile 3D-Erfahrung, die den Betrachter in die komplizierten Details der Komposition hineinzieht. Die Wahl von Stumpwork als Medium ist nicht nur eine Hommage an die historische Handwerkskunst, sondern verstärkt auch die emotionale Wirkung des Themas.

Jede sorgfältig ausgewählte Blüte und jedes Arrangement wird zu einem symbolischen Element, das eine unausgesprochene Botschaft über die Notlage der Flüchtlinge und die kollektive Verantwortung der Menschen, sich mit dieser herzzerreißenden Realität auseinanderzusetzen, vermittelt. Boukals Einsatz der Floriografie im Rahmen von Stumpwork hebt die Konversation an und lädt die Betrachter/innen dazu ein, über die tieferen, oft übersehenen Aspekte der menschlichen Erfahrung nachzudenken.

In "Wo Blumen blühen" verbindet Tanja Boukal gekonnt historische Sticktechniken mit einer zeitgenössischen und sozial bewussten Erzählung und fordert uns auf, über die Zerbrechlichkeit des Lebens und das Potenzial für Empathie und Handeln nachzudenken.