Rewind: Volkstypen

Die Arbeit besteht aus zwei Teilen und reflektiert kritisch die historische Praxis der Volkstypenfotografie. Diese Fotografieform war eine Methode zur ethnographischen Dokumentation in der K&K Monarchie, die verschiedene ethnische Gruppen in traditionellen Trachten und Alltagssituationen abbildete, oft mit dem Ziel, kulturelle Unterschiede zu katalogisieren und stereotypische Merkmale zu betonen.

Tanja Boukal nahm an einem von AFAR organisierten Arbeitsaufenthalt in der Region Marmaros, dem heutigen Maramuresch, im Norden Rumäniens teil.

Im ersten Teil des Projekts wurde ein Foto von Jozef Eder aus dem Jahr 1900 mit dem Titel "Ruthenische Waldarbeiter bei Marmaros, Bukowina" ((Volkskundemuseum Wien, Inv. pos/9325) in Kreuzstich per Hand reproduziert.

Der zweite Teil des Projekts basiert auf einem von Tanja Boukal inszenierten Foto. Dafür wurden KünstlerInnen dere Residency mit typischen Waldarbeiterutensilien ausgestattet und in einer Pose fotografiert, die moderne Vorstellungen von Waldarbeitern widerspiegeln. Dieses Foto wurde anschließend von einer Stickmaschine nachgestickt.

Als verbindendes Element ist in jedes Stück ein Abschnitt einer traditionellen Spitzenborte aus der Männertracht der Region integriert.

Durch die Kombination traditioneller Handarbeit mit moderner Technik wird nicht nur die historische Dimension der Darstellung von Volksgruppen beleuchtet, sondern auch die Veränderungen und Kontinuitäten in der Wahrnehmung und Darstellung von Arbeitsrealitäten thematisiert. "Rewind: Volkstypen" stellt somit eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Methoden der ethnographischen Dokumentation dar und regt zur Reflexion über gegenwärtige Darstellungen an.