Die im Dunkeln sieht man nicht
Entstehungsjahr: | 2011–2013 |
Entstehungsort: | Wien, Österreich |
Maße: | 10 Teile, jeweils 65 x 65 cm |
Material: | Schattenstrick auf Aluminium, Baumwolle |
Ausstellungen: | |
Kataloge: |
In bewaffneten Konflikten werden Frauen im Normalfall als Opfer oder Leidtragende portraitiert,
manchmal auch als Engel, die anderen Opfern in ihrer Notlage zu Hilfe eilen.
Es gibt auf allen Kontinenten Frauen, die eine aktive Rolle in diesen Konflikten einnehmen,
als Kämpferinnen und Heidinnen, als Teufelinnen und Banditinnen
Aber die im Dunkeln sieht man nicht…
Anonyma (Liberia)
Im Zuge des liberianischen Bürgerkrieges (1989-2003) wurde erstmals eine Befragung unter Soldatinnen unter 35 Jahren durchgeführt, welche nach den Gründen für den Griff zur Waffe suchte. Für den Großteil der befragten ging es nach dem Motto „Töten oder getötet werden!“ um den eigenen Schutz und den anderer Frauen vor Vergewaltigung und Mord. Nicht selten schlossen sich Soldatinnen verfeindeter Lager im Kampf gegen Männer zusammen. Ausbeutung und Missbrauch von Frauen gehören jedoch auch nach Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia zum Alltag.
Comandante Maria (Kolumbien)
Comandante Maria gründete das erste ausschließlich weibliche Kampfbataillon der kolumbianischen FARC-Guerilla (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) und stieg in der Hierarchie weit auf. 2006 wurde sie während einer Kampfhandlung erschossen.
Im Gegensatz zu den rechten Paramilitärs sind Frauen in den beiden größten linken Guerilla-Gruppen FARC und ELN (Nationales Befreiungsheer) ihren männlichen compañeros gegenüber gleichgestellt. Ihr Anteil liegt je nach Front bei 30 bis 50 Prozent, wo sie nicht nur als Kämpferinnen, sondern auch als Kommandantinnen einzelner Einheiten und Bereiche eingesetzt werden. In den obersten Kommandostrukturen fehlen Frauen jedoch gänzlich.
Comandante Ramona (Chiapas)
Als eine der führenden Figuren des Aufstands der Zapatisten gegen die mexikanische Obrigkeit befehligte Comandanta Ramona im Januar 1994 die Einnahme von San Cristóbal de las Casas. Sie galt als erste Beraterin von Subcomandante Marcos. Für Ramona wurde der im Spanischen eigentlich nicht geläufige Begriff "comandanta" entwickelt, um das "Vorhandensein" von Frauen in der Männerdomäne "Krieg" hervorzuheben. Sie starb im Alter von 47 Jahren an den Folgen einer Nierenkrebserkrankung.
Dzhennet Abdurakhmanova (Tschetschenien)
Die 17-jährige Witwe eines führenden tschetschenischen Freischärlers war eine von zwei Selbstmordattentäterinnen, die bei einem Anschlag auf die Moskauer U-Bahn im Jahr 2010 40 Menschen getötet hatten. Mit der Tat wollte sie den Tod ihres Mannes bei einem Schusswechsel mit der russischen Miliz rächen. Selbstmordattentäterinnen mit Rachemotiven werden als Schwarze Witwen bezeichnet.
Leila Khaled (Palestina)
Im Alter von 24 Jahren war Leila Khaled im Namen der PFLP (Popular Front for the Liberation of Palestine) 1969 als eine der ersten Frauen an einer Flugzeugentführung beteiligt. Während sie im Westen als Top-Terroristin eingestuft wurde, wurde sie in der arabischen Welt als Heldin gefeiert. Heute ist sie führendes Mitglied der PFLP und lebt in Jordanien.
Phoolan Devi (Indien)
Als "Königin der Banditen" war Phoolan Devi in ganz Indien bekannt und berüchtigt. Unter dem Namen Phool Singh leitete sie eine eigene Bande und hielt sich für die Inkarnation der gütigen und gleichzeitig strafenden Göttin Durga. Nachdem sie elf Jahre lang im Gefängnis festgehalten worden war, wurde sie begnadigt und arbeitete als Menschenrechtlerin. Ihr "Robin-Hood-lmage" nutzte Devi als Politikerin im indischen Parlament, wo sie 1996 und 1999 für die Samajwadi Partei einen Sitz innehatte. 2001 wurde sie ermordet.
Sarah Ginaite (Litauen)
Sara Ginaite flüchtete gemeinsam mit anderen 1943 aus dem Vilnauer Ghetto und gründete gemeinsam mit ihrem Mann Misha Rubinsonas in den Wäldern die Partisanengruppe „Tod den Besetzern“. Im folgenden Jahr befreite sie eine weitere Gruppe von Widerstandskämpfer_innen aus dem Ghetto und war an der Befreiung der Stadt Vilnius beteiligt.
Maria Ginestà Coloma (Spanien)
Maria Ginestà Coloma kämpfte 1936 im spanischen Bürgerkrieg an den Barrikaden Barcelonas gegen die Truppen des späteren faschistischen Diktators General Franco. Parallel dazu arbeitete sie als Dolmetscherin. Unter anderem war sie Übersetzerin eines Gesprächs zwischen einem russischen Gesandten und Buenaventura Durruti, dem Führer einer republikanischen Elitekolonne. Dies hätte ihr fast das Leben gekostet, da Stalin der Ausgang der Gespräche missfiel. Heute lebt Ginestà in Paris.
Anonyma (Myanmar)
Laut Amnesty International ist Myanmar das Land mit den meisten minderjährigen Soldaten, 40% davon sind weiblich. Sie werden oft für besonders gefährliche Aufgaben wie Minenerkundung eingesetzt oder übernehmen Dienste als Spione und Aufklärer. Besonders Mädchen sind sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Dieses Mädchen schloss sich 15-jährig der bewaffneten Fraueneinheit der Karen National Liberation Army an, nachdem die Nationale Armee ihr Dorf niedergebrannt hatte.
Simone Segouin (Frankreich)
Die französische Widerstandskämpferin Simone Segouin, auch bekannt unter ihrem Kampfnamen „Nicole“, war während der gesamten nationalsozialistischen Besatzungszeit in Frankreich ein aktives Mitglied der Resistance in der Francs-Tireurs et Partisans-Gruppe.Unter anderem war sie an der Sprengung einer strategisch wichtigen Brücke beteiligt. Laut Berichten amerikanischer Journalisten soll sie bei der Eroberung von Chartres allein 25 deutsche Soldaten erschossen haben. Nach der Befreiung von Paris im August 1944 wurde sie mit dem „Croix de guerre“ ausgezeichnet.