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25 Menschen in einer Nussschale

9.11.2024

25 Menschen in einer Nussschale
Das von der Polizei mit Nummer und Datum beschriftete Boot

Vor zwei Tagen kam morgens ein Boot direkt neben meiner Unterkunft an. Wo sind wir?" fragte jemand meinen Vermieter. Er sagte: "Lampedusa". Und die Angekommenen haben gejubelt.

Es waren 25 Menschen aus Syrien und dem Sudan. Sie zahlten 3.500 bis 5.000 Dollar pro Person für die Reise von Ras Ajdir an der tunesisch-libyschen Grenze nach "wo auch immer sie ankommen". 277 km war die Strecke, die sie zurücklegten, wie lange es dauerte, weiß ich nicht.

Aber ich weiß, wie schockiert ich war, als ich das Boot sah. Es war ein Schlauchboot mit einem Außenbordmotor. So klein, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie 25 Menschen darauf stundenlang, tagelang ohne Bewegung ausharren können. Jede zu schnelle Regung könnte so ein Boot zum Kentern bringen. Du fährst also, dicht an dicht, direkt auf das offene Meer hinaus, nicht wissend, ob und wann du das Festland erreichst.

Nein, das kann und will ich mir nicht vorstellen.

An diesem Tag kamen 11 Boote mit 442 Menschen an.

Die geretteten Boote im Hafen, vorne in der Mitte das kleine schwarze Boot. Es wurde binnen zwei Stunden vom Landeplatz entfernt.
Ras Ajdir (arabisch رأس جدير, DMG Raʾs Ǧadīr, auch Ra's al-Dschadir) ist ein tunesischer Ort an der Mittelmeerküste und an der Grenze zu Libyen. Der Ort ist umgeben von Wüste. Die nächste Stadt auf libyscher Seite ist das 60 Kilometer entfernte Zuwara.