Du hast gewußt, daß am Weg nach Lampedusa Hunderte, nein Tausende sterben. Frauen, Kinder und Männer, die auf der Suche nach einem besseren Leben waren und es gab Gesetze, die es den Bürgern und Bürgerinnen Europas verbot, Beistand auf See zu leisten. Du wußtes, daß sie aus all den schwarzen Löchern Afrikas kamen, in kleinen Booten und Kanus, ein Kraftakt, um zu überleben. Sie vertrauten auf ihr Glück, die Angst im Nacken.Und sie wurden verhaftet, in Lagern vergessen, zurückgeschickt, man brachte sie sonstwohin, bis sie verschwanden.
Du wußtes, das die Subsaharios vor Durst in der Wüste starben und das die Kadaver der toten Frauen die Körper ihrer toten Kinder umarmten. Du wußtes, das die Zäune von Ceuta und Melilla verdoppelt und verdreifacht wurden und Messer am Stacheldraht montiert wurden, “Concertinas” genannt. Was für ein schöner Name – Musik, um das Fleisch zu zerreißen – um die Verbannten des Hungers und der Kriegsmiseren zurückzuhalten. Um sie zusätzlich zu bestrafen, damit es noch mehr weh tat, damit ihre Träume noch grausamer verstümmelt wurden.
Du wußtest es. Und was hast Du getan? Hast Du in die andere Richtung geschaut? So wie die Deutschen, die Rauch aus den Schornsteinen qualmen sahen und glaubten, es sei eine neue Heizungsanlage?…
Die Angst vor dem Fremden, gut verwaltet, produziert Wahnvorstellungen in der Form von Messern. Sie verletzen und töten diejenigen, die kommen. Wenn wir, innerhalb der Zäune, angesichts dieses Horrors nicht aufschreien, ist es, als wären wir schon tot.
Dies sind von mir laienhaft übersetzte Auszüge aus einem spanischen Zeitungskommentar von Maruja Torres. Für das spanische Original siehe: http://www.eldiario.es/zonacritica/Cuchillas-doble-filo_6_193940622.html