Gestern ein Abend mit Tapas und Rotwein, heute ein Tag am Strand. Keine Recherchen, keine Anträge für Genehmigungen – einfach in der Sonne sitzen. Es ist Feiertag, alles ist geschlossen.
Bewusst habe ich es bis jetzt gemieden, mich dem Zaun zu nähern. Ich möchte mich nicht an seinen Anblick gewöhnen. Doch damit ist es morgen früh vorbei.
Ich darf bei ACOGE mitarbeiten. Diese NGO organisiert – neben all ihren anderen Aktivitäten – Kurse für Bewohner des Flüchtlingslagers. Es gibt Angebote wie Musik, Handarbeiten oder Sport. Klingt nach Freizeitvergnügen, hat aber einen durchaus ernsten Background.
Die Flüchtlinge haben meist einen langen, steinigen Weg hinter sich. Sie haben auf ihrer Flucht unter unmenschlichen Bedingungen gelebt. Sie mußten falsche Identitäten annehmen, wurden gejagt wie Hunde und mussten ständig auf der Hut sein, wem sie vertrauen. Sie wurden möglicherweise geschlagen, ausgeraubt, vergewaltigt oder mußten Mitreisende sterben sehen. All das hinterlässt Spuren, körperlich und seelisch. In den Kursen geht es darum, die Menschen wieder an ein menschenwürdiges Leben zu gewöhnen, gemeinsam etwas zu unternehmen, Vertrauen zu schaffen, genau hinzuhören und gegebenfalls medizinische oder rechtliche Hilfe anzubieten.
Ab morgen, 9.30 Uhr, beginnt mein Workshop mit Frauen aus dem Lager, das ich gemeinsam mit den erfahrenen Mitarbeiterinnen der ACOGE gestalten darf.
Darüber werde ich im Laufe der Woche berichten.