Das Mulhouse Projekt
Entstehungsjahr: | 2018-2019 |
Veranstaltungsorte: | Mulhouse, Frankreich |
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Die Kunsthalle Mulhouse und das Stadtarchiv der Stadt Mulhouse luden Tanja Boukal zu einem langfristigen Forschungs- und Schaffensprojekt rund um die DMC-Archive ein.
Der soziopolitische Hintergrund
Mulhouse war einst eine Stadt der industriellen Revolution, als Innovationen in den Bereichen Dampf und Elektrizität die Wirtschaft revolutionierten und das Gesicht der Stadt und die Lebensweise der Menschen veränderten. Die großen Fabriken haben den Charakter der Stadt über Jahrhunderte hinweg geprägt. Doch was noch vor Jahrzehnten wie der Höhepunkt der Moderne aussah, hat heute seinen Zweck verloren. Die Industrie hier wurde stillgelegt oder von Maschinen übernommen.
Das elsässische Textilunternehmen DMC ist mehr als ein Symbol für diesen Wandel. Von den 10.000 Arbeitern, die bei DMC Mulhouse arbeiteten, sind nur noch 250 übriggeblieben. Als Künstlerin, die viel mit Stickerei und anderen Handwerkstechniken arbeitet, ist sich Tanja Boukal der Geschichte und Bedeutung dieses Unternehmens wohl bewusst.
Die Firma war eine der ersten, die 1884 ein vollständiges Handbuch des Textilhandwerks veröffentlichte. Die Enzyklopädie der Handarbeit wurde von Thérèse de Dillmont (10. Oktober 1846 - 22. Mai 1890), Chefin der Designabteilung von DMC und Leiterin ihres eigenen Verlags- und Handarbeitsunternehmens, verfasst. Dillmonts Name war ein Vermögenswert für DMC, die auch nach ihrem Tod weiterhin Bücher unter ihrem Namen veröffentlichte. Bis dato gibt es Neuauflagen ihrer Werke.
Tanja Boukal, die in Wien in den 1990er Jahren an derselben Schule wie Dillmont in Sticktechnik ausgebildet wurde, fühlt sich dieser großen Stickerin und all jenen intellektuell nahe, die wie sie ihr Talent und ihre Leidenschaft für die Handarbeit zur Schau stellten, um ihre Fähigkeiten zu vermitteln.
Die Annäherung
Die Künstlerin war mehrere Monate lang mit der Dokumentensammlung von DMC beschäftigt. Im Archiv recherchierte sie die Firmengeschichte und über Therese Dillmont. Ihr Ziel war es, alle Muster der Enzyklopädie zu reproduzieren, für die das Material noch immer von DMC produziert wird.
Sie lehrte einige der Techniken des Buches öffentlich. Sie gab ihr Fachwissen weiter und konnte so eine Vielzahl von Menschen ansprechen. Mit den neu erlernten Fertigkeiten und dem Austausch von Wissen und Erfahrung gab es eine gemeinsame Basis, die eine wichtige Grundlage für den Austausch von Geschichten, das Finden von Gemeinsamkeiten und die Diskussion einer Vielzahl von Themen bildete. Mit diesen Workshops vermittelte sie nicht nur Fähigkeiten und half so, diese zu verbreiten, sondern bekam auch einen Einstieg, um Fragen zu stellen.
Sie fotografierte im ehemaligen Areal von DMC und kombinierte dies mit alten Fotos von verschiedenen Mitarbeitern von DMC aus dem letzten Jahrhundert. Dafür musste sie ein tieferes Verständnis für die Struktur des Unternehmens und die verschiedenen Arbeitsräume in den verschiedenen Gebäuden gewinnen.
Es war ihr Bestreben, einen Überblick darüber zu bekommen, was gewesen ist, was verloren ging und welche Entwicklungen stattgefunden haben.
Zuletzt initiierte sie zusammen mit den Einwohnern von Mulhouse ein partizipatives Stickereiprojekt.
Das Fazit
Es ist nicht mehr notwendig, dass Menschen die meisten Dinge mit ihren eigenen Händen herstellen, da Maschinen effektiver und billiger sind. Aber wenn die Traditionen, das Wissen und die Fertigkeiten verschwunden sind, werden wir zu einer Kultur ohne Vergangenheit. Wir laufen Gefahr, nichts weiter zu tun, als auf der durch uns geschaffenen Technologiewelle zu reiten, ohne die Möglichkeit, wieder ähnliche Ergebnisse zu erzielen.
Dasselbe gilt für die Handarbeit. Die Fähigkeit, sie auszuüben, wurde zu einem Gut, dass einer schrumpfenden Bevölkerung von Handwerkern und Künstlern vorbehalten ist. Sie wurde als lebensnotwendige Fertigkeit beiseitegelegt und auf den Status eines Hobbys oder einer luxuriösen Freizeitbeschäftigung zurückgestuft.
Tanja Boukals Ziel ist es, diesen vergrabenen Schatz wiederzuentdecken. Sie will aus der Vergangenheit lernen, um Projekte für die Zukunft zu entwickeln.
Dokumentarfilm über das Projekt
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Der Dokumentarfilm bietet den Zuschauern einen Einblick in die verschiedenen Orte, die an der Entstehung der Werke beteiligt waren: Vom trostlosen, verlassenen DMC-Hauptquartier bis zum Archiv von Mulhouse. Dieser von der Künstlerin geführte Spaziergang führt zu all den Orten, die sie faszinieren, und erinnert uns an ihre Forschungs- und Erinnerungsarbeit, die im Mittelpunkt der Werke des Mulhouse-Projekts steht. Unter der Regie von Marie Bannwarth und unter Mitwirkung von Tanja Boukal und Eliane Michelon, der Direktorin des Archivs von Mulhouse, wurde der Film von La Kunsthalle Mulhouse produziert.
Wie "Broder La Machine" gestickt wird
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Katalog: Tanja Boukal, Das Mulhouse Projekt
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