Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten

Zwei Monate später wurde die Grenze zwischen Ost- und Westberlin mit einer Mauer geschlossen. Erhöhte Wachsamkeit ist angebracht, werden wir doch auch heute Zeugen einer oft widersprüchlichen Politik und sehen, wie überall in und um Europa Zäune errichtet und Grenzen geschlossen werden.

Die Wiener Künstlerin Tanja Boukal beobachtet dies nicht aus der Ferne, sondern reist seit vielen Jahren in Krisengebiete und Flüchtlingslager, um die Situation der Menschen vor Ort zu dokumentieren.
Sie traf Marokkaner am Stadtrand von Rom, war im »Dschungel« von Calais, verfolgte die Entwicklungen am Tahirplatz in Kairo und hielt sich 2014 und 2015 mehrere Monate in der spanischen Enklave Melilla
auf.

Ihre Begegnungen fixiert die Künstlerin in Fotos, doch die eigentliche künstlerische Ausarbeitung findet im Atelier statt: Einzelne Szenen werden in traditionellen Handwerkstechniken wie Sticken, Stricken und Weben, pixelartig in Bilder umgesetzt. Boukal wählt für ihre »harten« Themen bewusst »weiche« Materialien und nähert sich über vertraute Handarbeit einem schwierigen Thema an. Die Zeit und Sorgfalt, die sie für die Ausführung verwendet, versteht sie als Ausdruck einer besonderen Wertschätzung und Wertigkeit. Kurzlebige Medienbilder werden durch ihre Arbeit zu zeitüberdauernden
Unikaten.

Tanja Boukal gelingt es, mit ihren Arbeiten eindrücklich auf die Schicksale, Nöte und Enttäuschungen der Menschen am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft aufmerksam, und die gesellschaftspolitische Relevanz von Kunst deutlich zu machen.

Führungen:
Mittwoch, 27. April 2016, 19 Uhr
Sonntag, 22. Mai 2016, 14 Uhr
Diskussionsabend mit Tanja Boukal:
Donnerstag, 12. Mai 2016, 19 Uhr

Artikel über die Ausstellung