Aneignung III - Soziokulturelle Prägung
Datum: | 17. Dez. 2012 – 31. Jän. 2013 |
Veranstaltungsorte: | Fotogalerie Wien, Wien, Österreich |
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Auf Grund der aktuell bei zahlreichen KünstlerInnen im internationalen Kunstgeschehen erkennbaren Affinität für die Verwendung und Neukontextualisierung von vorgefundenem Material hat das kuratorische Team der FOTOGALERIE WIEN zusammen mit der Kunsthistorikerin und Kuratorin Petra Noll den diesjährigen Schwerpunkt ANEIGNUNG entwickelt.
Geistige Basis ist die „Appropriation Art“ der 1970er-/1980er-Jahre, wo sich KünstlerInnen in erster Linie bereits existierende Kunstwerke konzeptuell „aneigneten“. Die dreiteilige Ausstellungsserie fasst die Thematik weiter und präsentiert Foto- und VideokünstlerInnen, die sich mit Found Footage-Material aus den unterschiedlichsten Kontexten sowie mit Strategien des Re-enactments auseinander setzen und damit neue Perspektiven und Bildrealitäten eröffnen. Über die zentralen Themen der „Appropriation Art“ – Autorenschaft und Originalität – hinaus, geht es hier auch um Fragen der Repräsentation und Wahrnehmung, um gesellschafts- und kulturpolitische Auseinandersetzungen sowie um Geschichte, Erinnerung und Identität. Für das Thema ANEIGNUNG bieten die schon per se auf die Vergangenheit weisenden Medien ‚Fotografie‘ und ‚Film‘ eine zusätzliche Reflektionsebene.
In der dritten Ausstellung zum Thema ANEIGNUNG mit dem Untertitel Soziokulturelle Prägungen werden Arbeiten von fünf west- bzw. osteuropäischen KünstlerInnen präsentiert, die sich auf der Basis von Found Footage-Materialien mit gesellschafts- und (kultur-)politischen Fragen auseinander setzen. Als Grundlage dienen ihnen Materialien aus Archiven und Medien sowie aus wissenschaftlichen und literarischen Publikationen. Sie erforschen und analysieren nicht nur die Geschichte von Ländern und deren Mechanismen von Darstellung, Klassifikation und Repräsentation, sondern auch die damit eng verbundenen Fragen nach der eigenen Herkunft und Identität. Durch die verfremdende Bearbeitung der Basismaterialien wird nicht nur eine Neubewer-tung von Geschichte möglich, sondern es eröffnen sich auch neue Aspekte für das Verständnis des Heute und des eigenen Ichs.(...)
Über die Arbeiten Tanja Boukals in der Ausstellung:
Tanja Boukal wurde 1976 in Wien geboren und lebt dort. Der sozialkritischen Serie Am seidenen Faden (Work in progress seit 2008) liegen Zeitungsbilder von Flüchtlingen zugrunde, die sie pixelgetreu mit der Hand nachgestickt hat. Der Titel bezieht sich sowohl auf die Technik wie auch auf das Schicksal der MigrantInnen, deren Leben während ihrer Bootsfahrt ins vermeintliche Paradies meist "am seidenen Faden hängt". Unserem flüchtigen Rezeptionsverhalten von Bildern selbst dramatischen Inhalts stellt Boukal das langsame Sticken gegenüber – ein Kampf gegen die Zeit, das Vergessen und die Verdrängung sowie gegen die Abgestumpftheit. Dieselbe Thematik behandeln die großformatigen, in gestrickten Goldrahmen eingefassten Strickbilder der Serie All that Glitter and Gold (2010). Auch diesen liegen Fotos, dieses Mal in Schwarz-Weiß, von MigrantInnen in der Realität ihres Fluchtortes zugrunde. Titel, Material und Rahmen stehen im Kontrast zum Inhalt, wodurch man zum genaueren Hinsehen animiert wird.
Kuratiert von Petra Noll, kuratorische Team der FOTOGALERIE WIEN
KünstlerInnen: Tanja Boukal, Jens Klein, Svätopluk Mikyta, Paula Muhr, Ana Torfs